An der heutigen Abstimmung wurde ein rassistischer Siegeszug verzeichnet. Das Minarett-Verbot wurde mit 57.5% deutlich angenommen – dies bedeutet jedoch auch, dass sich über 40% der Stimmenden gegen rassistische Hetze und Fremdenfeindlichkeit aussprachen.
Viele dieser Menschen entschlossen sich heute, ihrer Meinung ebenfalls ein Sprachrohr zu verschaffen. Als Reaktion auf die Abstimmung wurde spontan für eine abendliche Demo am Helvetiaplatz mobilisiert. Alle wurden aufgerufen, sich um 20.30 Uhr am Helvetiaplatz einzufinden und dabei Material mitzubringen, um symbolisch Minarette zu bauen.
Die Spontandemo stiess trotz kurzfristiger Mobilisierung auf enormen Anklang und so taten rund 1000 Personen ihren Unmut mit der heutigen Abstimmung kund. Mit unterschiedlichsten Materialen wie Karton, Kerzen, Stöcken, Schachteln, etc. wurden die vielfältigsten Minarette erbaut. Anschliessend lief man gemeinsam mit laustarken Parolen und etlichen Transparenten bis zum Hauptbahnhof.
Unsere Meinung zum Thema:
Aus anarchistischer Perspektive stellen wir fest, dass es bei dieser Initiative weder um die eine, noch die andere Seite ging. Als libertär denkende Menschen lehnen wir Religionen ebenso ab wie die Herrschaft eines Staates. Problematisch an der Initiative war jedoch der Versuch der bürgerlichen Politiker, die BürgerInnen in eine Ecke zu drängen, in der sie sich für oder gegen die Initiative entscheiden mussten. Mensch geriet so unter Druck, aus zwei Übeln wählen zu müssen, was keine freie Wahl darstellt, sondern eine erzwungene. So wird uns suggeriert, eine Wahl zu haben und die gesellschaftliche Politik mitbestimmen zu können; stattdessen sind wir Teil einer Maschinerie, die bereits von vorneherein entschieden hat und uns nur noch zwei Optionen zur Verfügung stellt, die ihren eigenen Zwecken dienen.
Auf der einen Seite hätte man sich auf die Seite von bürgerlichen RassistInnen stellen müssen, auf der anderen auf die Seite einer Religion. Dabei ging es in dieser Initiative gar nicht um die zwei möglichen Ausgänge, sondern um die Inhalte und Werte, die während der ganzen Kampagne vermittelt wurden. Vermittelt wurde nichts anderes als Rassismus und Xenophobie. Durch den Druck, die eine oder andere Möglichkeit zu wählen, geriet dies jedoch teilweise in den Hintergrund und mensch sah sich gezwungen, Partei zu ergreifen.
Wir wollen als AnarchistInnen keine Partei ergreifen zwischen zwei Herrschaften. Es ist keine Demokratie, wenn wir nur zwischen Herrschenden wählen können. Wir lehnen beide ab und wählen stattdessen unsere Freiheit und Autonomie. Denn wenn Wahlen etwas ändern würden, wären sie verboten! Dabei sprechen wir uns aber klar gegen rassistische Hetzkampagnen aus, welche die Herrschenden dazu benutzen, ihre Position zu stärken oder diejenige des Gegenübers zu schwächen. Wir akzeptieren es nicht, von ihnen instrumentalisiert und für ihre Zwecke eingespannt zu werden. Wir akzeptieren es nicht, ihre folgsamen Schäfchen zu sein, verurteilen aber die Manipulation, mit welcher sie die Bevölkerung zu instrumentalisieren versuchen. Rassistische Hetze, Angstschürerei und Spaltung der Menschen untereinander ist Manipulation und dient immer dem Zweck, von innenpolitischen Problemen abzulenken, das bestehende System aufrechtzuerhalten und zu stärken.
Gegen Rassismus und Manipulationen jeglicher Art! Für Selbstverwaltung und für die Freiheit, unabhängig unser gesellschaftliches Miteinander wählen zu können, ohne Wahlen, Politiker und Regierungen!
Eine andere Welt ist möglich!
Karakök Autonome