Trotzdem unbequem – Arbeitskampf in Dresdner Kneipe
Der Arbeitskampf der Basisgewerkschaft Nahrung und Gastronomie (BNG) in Dresden braucht Unterstützung. Die BNG ist neben dem Allgemeinen Syndikat (ASY) teil der Lokalföderation der FAU-Dresden.
Seit dem 01.02.2014 befindet sich die BNG in einem Vollstreik. Hauptziel des Streiks ist die Rücknahme der Kündigungen der drei im Syndikat organisierten Kellner*innen und der Abschluß eines Haustarifvertrages. Sollte sich die Kneipenchefin nicht dazu in der Lage sehen, bietet die BNG als Alternative die Umwandlung des Betriebes in einen Kollektivbetrieb an! Das ist in der BRD eine absolute Neuheit und verdient unserer Meinung nach jede Unterstützung.
Untenstehend findet ihr mehr Informationen zu den Hintergründen. Alle weiteren Infos sowie regelmässig aktualisierte News finden sich unter: http://trotzdemunbequem.blogsport.de/
Trotzdem unbequem! Informationen zum Arbeitskampf für Interessierte
Achtung! Eure Kellner_innen streiken, damit sie weiter im Laden bleiben können und das Trotzdem nicht an Anspruch und Charme verliert. Bitte unterstützt uns und überlegt euch, ob ihr in diese Kneipe gehen wollt bis zur Klärung des Konflikts! Hier erhaltet ihr eine umfassende Information zum Arbeitskampf, da wir keinen Populismus, sondern eine sachliche Diskussion und Meinungsbildung ermöglichen wollen.
Worum geht’s?
Drei langjährige Kellner_innen der Kneipe „Trotzdem“ werden gekündigt. Die Basisgewerkschaft Nahrung und Gastronomie (BNG-FAU) kämpft nun für deren Weiterbeschäftigung. Und bittet dich, die Kolleg_innen zu unterstützen.
Was ist das „Trotzdem“?
Das „Trotzdem“ gehört zu den originalen Kultkneipen der Neustadt. Gegründet vor weit über 10 Jahren von der Friedensaktivistin Johanna Kalex. In Dresden ist das Trotzdem als linker Gruftischuppen bekannt und die Stammkneipe von über hundert verschiedenen Leuten. Hier arbeiten die Chefin, ihr Lebensgefährte, eine Putzkraft und vier Kellner_innen. Letztere allesamt Gewerkschaftsmitglieder der BNG-FAU und seit Jahren im Betrieb. Der Betrieb läuft stabil und gut, in der Wintersaison war der Laden fast jeden Abend brummevoll. Eine wirtschaftliche Grundlage zur Entlassung der Kolleg_innen besteht nicht.
Was hat es mit der Kündigung auf sich?
Die Chefin hat die drei Kolleg_innen zum 1. April gekündigt. Gleichzeitig zum Stellenabbau will sie aber auch einen Freund der Familie einstellen. Das ist unserer Meinung nach rechtlich und moralisch nicht haltbar, zumal dieser Freund nicht einmal Gastronomie-Arbeiter ist. Die genauen Motive, die zur Kündigung führten, können wir nur vermuten.
Die Tatsache, dass alle Gewerkschaftsmitglieder mit unselbstständigem Beschäftigungsverhältnis rausgeworfen werden, lässt einen gewerkschaftsfeindlichen Hintergrund aber zumindest nicht ausschließen.
Gab es vorher Vorfälle, die die Kündigung begründen?
Inwieweit bei der Kündigung eine antigewerkschaftliche Haltung eine Rolle spielt, lässt sich nur mutmaßen.Im Mai hatte die Belegschaft nach Jahren eine Lohnerhöhung durchgesetzt und sich danach zu einer I-BNG Betriebsgruppe zusammengeschlossen. Weitere Lohnerhöhungen waren immer wieder im Gespräch gewesen.
Im Sommer und Herbst letzten Jahres hatte es eine Reihe politischer Auseinandersetzungen im „Trotzdem“ um einen Freund der Chefin gegeben, der sich immer wieder mit Merchandise rechter und rechtsoffener Bands sehen ließ. Im Trotzdem ist in solchen Fällen Einsicht des/r Kund_in oder ein Hausverbot üblich. Hier wurde der Kunde durch die Chefin und ihren Lebensgefährten geschützt und es gab massive Meinungsverschiedenheiten mit Teilen der Belegschaft und anderen Kund_innen. Danach gab es eine spürbare Distanz im Betrieb. Über zwei Kolleg_innen wurden Gerüchte gestreut, dass sie den Betrieb selbst verlassen wollten (was zu keiner Zeit der Fall war), Gewerkschaftswerbung und eine uns rechtlich zustehende Gewerkschaftswand zur Information der Betriebsgruppe wurden entfernt.
Sind eure Maßnahmen gegen das Trotzdem nicht zu hart?
Niemand in der Belegschaft hatte eine so harte Auseinandersetzung gewollt. Diskussionen im Betrieb sind immer sachlich geführt und notwendige und rechtlich legitime Verbesserungen der Arbeitsverhältnisse in Hinblick auf die persönliche Situation immer wieder verschoben worden.
Warum trifft die Kolleg_innen die Kündigung so hart?
Alle drei Kolleg_innen leben unter prekären Bedingungen. Sie sind dringend auf das Einkommen im Trotzdem angewiesen. Alle drei engagieren sich privat in einer Vielzahl von Vereinen und Initiativen ehrenamtlich, auch diese Tätigkeiten werden vom Wegfall der Existenzgrundlage bedroht. Insgesamt ist für alle drei Kellner_innen die Arbeit im Trotzdem ein gutes Stück ihres Lebens. Identität. Eben weil soziale und politische Spannungen, aber auch Freundschaften zu Kund_innen nicht an der Betriebstür enden, weil sie für das Trotzdem auch immer wieder außerhalb der Dienstzeit da sind und weil der Austausch und die Bewirtung der Kund_innen auch einen sozio-kulturellen Aspekt hat. Den Job aufgeben, heißt einen Teil des eigenen Lebens und der Sozialkontakte aufgeben.
Und auch für Kneipe und Gäste wäre der Wegfall der bekannten Gesichter gleichbedeutend mit dem Wegfall von Vertrautheit, Flair, Vertrauen in die Kneipe, Verlust von inhaltlichem Anspruch.
Was ist euer Plan?
Was fordert ihr?
Wir fordern in jedem Fall die Weiterbeschäftigung der Kolleg_innen und die Sicherung der Arbeitsplätze. Außerdem fordern wir entweder den Abschluss eines Haustarifvertrages, der den Kolleg_innen gute und sichere Arbeitsverhältnisse auch in Zukunft garantiert, oder aber die Übergabe des Betriebes zwecks Umwandlung in einen Kollektivbetrieb unter monatlicher Zahlung an die dann ehemalige Chefin.
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