04- Das Klima & Wir

Zum Klimawandel

Der Klimawandel ist ein komplexes Thema, in welchem eine Vielzahl von Faktoren mitspielt und sich gegenseitig beeinflusst. Auf Zusammenhänge wird aufgrund ihrer Komplexität oft nicht eingegangen. Hiermit soll versucht werden, grob auf das Wechselspiel verschiedener Faktoren einzugehen, um den Hintergrund dieser Entwicklung darzustellen:

  • Weiße Farbe reflektiert das einstrahlende Licht vollständig, während die Farbe Schwarz es vollständig absorbiert, also aufsaugt und aus diesem Grund schwarz erscheint. Aufgrund ihrer dunklen Farbe absorbieren auch größere Gewässer sowie die Erdoberfläche das einstrahlende Sonnenlicht, während (weißes!) Eis es reflektiert und zurückwirft. Weil aber im Rahmen des Klimawandels die Eismassen zunehmend schmelzen, entstehen an ihrer Stelle Gewässer oder Erdmassen. Diese ziehen die Strahlung an und führen zu einer zusätzlichen Erwärmung des Klimas. Die Wärme verändert die Bedingungen im Ökosystem Meer und bedroht die Existenz der sich darin befindlichen Lebewesen. Sie birgt außerdem eine zusätzliche Gefahr: warmes Wasser enthält weniger Sauerstoff als kaltes, das heißt: je mehr sich die Gewässer erwärmen, um so mehr leiden die Lebewesen in ihnen unter Sauerstoffmangel.
  • Auf der Oberfläche der Ozeane wandelt sich CO2 durch den Kontakt mit Wasser in Kohlensäure – je mehr CO2 in der Atmosphäre vorhanden ist,umso mehr Kohlensäure entsteht als Folge darauf und verändert das gesamte Ökosystem. Beispielsweise greift Kohlensäure die Kalkstruktur von Korallen und Muscheln an und bewirkt dadurch ihr Absterben. Dies ist insofern problematisch, weil kalkhaltige Lebewesen für ihr Wachstum CO2 benötigen.Je weniger Korallen also, umso mehr CO2 verbleibt in der Atmosphäre, weil es nicht in Kalk umgewandelt wird. Ein Teufelskreis, der zu einer zusätzlichen Erwärmung des Klimas beiträgt.
  • Das Plankton in den Meeren benötigt ebenfalls CO2 für sein Wachstum. DieserBedarf ist so groß, dass eine größere Menge an CO2 durch das Plankton abgebaut wird als durch dengesamten Regenwald der Erde. Doch die seit der Industriellen Revolution stetig zunehmende CO2-Emissionübersteigt den Bedarf des Planktons: es kann nicht mehr abgefangen werden und der Überschuss reagiert zu Kohlensäure, welches wiederum das Plankton zerstört.
  • Pflanzen bauen CO2 im Rahmen der Photosynthese ab und wirken so dem Treibhauseffekt entgegen. Mikroorganismen im Boden hingegen scheiden als Produkt ihres Stoffwechsels CO2 aus. Wie aber dieses Jahr durch eine Studie belegt wurde, führen erhöhte Temperaturen dazu, dass Pflanzen weniger CO2 aufnehmen und gleichzeitig Mikroorganismenim Erdboden organisches Material schneller zersetzen. CO2 wird also als Folge der Klimaerwärmung einerseits weniger von Pflanzen verbraucht und andererseits vermehrt von Mikroorganismen produziert.
  • Mit zunehmender Temperatur reduzieren sich Regenfälle. Das wärmere und trockenere Klima führt unter anderem zu mehr Waldbränden. Das CO2, welches im Verbrennungsprozess freigesetzt wird, addiert sich zu den Treibhausgasenin der Atmosphäre, welche auf diese Weise zusätzlich ansteigen und die Klimaerwärmung noch mehr beschleunigen.
  • Die Tundra in Sibirien, Europa und Nordamerika taut zunehmend auf. Da rund ein Drittel des organischen CO2 auf der Erde in den Dauerfrostböden der Tundra gespeichert ist, stellt dies eine ernstzunehmende Gefahr dar.
  • Auf dem Eis lebende Mikroorganismen verstoffwechseln normalerweise CO2 zu Methangas. Andere Bakterien wiederum wandeln das Gas wieder zu CO2 um. Durch das Schmelzen des Frostbodens wird dieser Kreislauf zwischen den Mikroorganismen beeinträchtigt und zunehmend sowohl Methangas, als auch CO2 freigesetzt. Alleine das Auftauen der Tundraböden erzeugt in einem Jahr dieselbe Menge an Methan und CO2, wie aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Erdgas und Erdöl entsteht. Hinzu kommt, dass Methan ein 20- bis 30-fach stärkeres Treibhausgas ist als CO2.
  • Gewaltige Methandepots befinden sich außerdem in den Tiefen der Ozeane als gefrorene „Methanhydrat“-Kristalle – insgesamt 12 Billionen Tonnen. Als Folge der Erwärmung der Meere, dem Ansteigen des Meeresspiegels sowie daraus resultierenden Druckveränderungen auf dem Meeresboden schmelzen die Kristalle und setzen Methangas frei. Dieses mischt sich in die Atmosphäre und hat in jüngster Zeit einen wesentlichen Beitrag zur Erwärmung des Klimas geleistet.
  • Auch der von der Fleischindustrie geschürte übertriebene Fleischkonsum der Menschen schlägt sich im Klima nieder. 1.5 Milliarden Kühe leben auf der Erde – nicht wild, wohlbemerkt, sondern weil sie eigens zum Zweck gezüchtet werden, aus ihnen Profit zu schlagen, sei dies in Form von Fleisch, Milch oder anderen Produkten. Wenn wir den Methan-Ausstoss einer Kuh von 200 Liter/Jahr berücksichtigen (Produkt der Verdauung), so ergibt dies 300 Milliarden Liter (!) Methangas pro Jahr weltweit – dies entspricht ca. 7.5 Billionen CO2.
  • Seit dem Zweiten Weltkrieg haben kapitalistische Konzerne immer mehr landwirtschaftliche Kleinbetriebe aufgekauft. Tierfabriken stellen riesige Kommerzbetriebe dar, in denen Tiere widernatürlich gehalten und künstlich zur Hochproduktion getrieben werden. Zu diesem Zweck verwendete chemische Dünger und Hormone wirken sich nicht nur auf die Umwelt aus, sondern auch auf unsere Gesundheit.
  • Ein Viertel der gesamten Landmasse der Erde wird als Weideland benutzt! Sprich: die Areale wurden abgeholzt und somit wichtiger Tropenwald vernichtet, was ebenfalls nicht ohne Folgen für das Klima bleibt. Hinzu kommt ein anderer Aspekt: würde man die für die Viehwirtschaft als Weideland benötigte Landfläche für den Getreideanbau einsetzen, könnte man 7-mal mehr Menschen ernähren. Fleischprodukte hingegen ernähren global gesehen nur einen geringen Prozentsatz an ökonomisch bevorteilten Bevölkerungsschichten in industrialisierten Ländern, obwohl tierische Produkte hier kein existenzsicherndes Grundnahrungsmittel darstellen. Hinzu kommt, dass ein Drittel der gesamten Getreideernte weltweit an Schlachtvieh verfüttert wird. Von der Getreidemenge, mit der man 1 Kuh ernährt, könnte man 20 Menschen Nahrung bieten.

Oft wird von Seiten von Regierungen, Parteien oder NGO‘s versucht, die Verantwortung für die ökologische Entwicklung dem einzelnen Individuum in die Schuhe zu schieben: eifrig wird das schlechte Gewissen geschürt, um Einzelpersonen dazu zu bewegen, ihren Müll zu trennen, Bio-Lebensmittel zu kaufen, Öko-Autos zu fahren oder abbaubare Reinigungsmittel zu verwenden. Bei den vielen Möglichkeiten, die dem Einzelnen zu einem „ökologisch verantwortungsvollen“ Leben geboten werden, handelt es sich jedoch meist um materielle Güter, die konsumiert werden sollen – seien es sogenannte „nachhaltige“ Autos, Lebensmittel oder Kosmetik, etc. Der grüne Kapitalismus boomt.

Natürlich trägt jeder von uns die Verantwortung, Änderungen in seinem eigenen Alltag zu verwirklichen und natürlich wäre viel getan, wenn jeder seinen Beitrag hierzu leisten würde – nur: nicht Einzelpersonen stellen die bedeutendste Ursache  für den Prozess des Klimawandels dar, sondern die Industrie. Herrschende Institutionen wie Regierungen oder Konzerne verursachen in Form von Fabriken, Fleischindustrie, Wegwerfgesellschaft und Leuchtreklamen weit verheerendere Auswirkungen, als die Gesamtheit der Individuen dies je tun könnte. Diese bedeutenderen Faktoren abzubauen, würde einen weitaus fundierteren Wandel bewirken. Durch die schlichte Umlagerung des Konsums hin zu alternativen Gütern, die uns der grüne Markt anbietet, bewirken wir keinen Wandel. Eine fundierte Veränderung wird nicht erreicht durch mehr grüne Autos, mehr grüne Lebensmittel, mehr grüne Kleidung und mehr grüne Technologien, sondern durch dessen Gegenteil: weniger Güter und weniger Industrie.

Die Veränderungen in der Umwelt sowie die zunehmende Knappheit der Ressourcen wie z.B. des Wassers werden verheerende Folgen für uns Menschen und alle Lebewesen, mit denen wir die Erde teilen, haben. Am kapitalistischen Markt weniger teilhabende Bevölkerungsschichten* werden hierunter am stärksten leiden. Während der Wandel von einigen Wenigen zu Profitzwecken herbeigeführt worden ist, werden ausgedehnte Massen an Menschen und Tieren unter seinen Folgen leiden. Eine solche, durch kapitalistisch führende Staaten verursachte Not, wird zu immensen Immigrationsströmen aus ökologischen, und damit verbundenen existentiellen Gründen führen und den Regierungen westlicher Länder eine Gelegenheit mehr bieten, um das zugrundeliegende Problem mit Rassismus und Faschismus zu übertünchen.

Der Kapitalismus bietet keine ökologisch, ökonomisch und sozial gerechten Perspektiven. Es steht zwar nicht mehr in unserer Macht, bisherige Veränderungen rückgängig zu machen, doch können wir jetzt gemeinsam ein neues Morgen kreieren. Denn wann, wenn nicht jetzt? Wer, wenn nicht wir?

Karakök Autonome türkei/schweiz

http://www.karakok.org

*Wir vermeiden bewusst die Bezeichnungen „arme“ oder „Entwicklungsländer“, da Armut und Entwicklung subjektive und diskriminierende Begriffe sind, die vom herrschenden gesellschaftlichen System geprägt werden. Das kapitalistische Selbstverständnis geht davon aus, dass „arm“ ist, wer weniger besitzt, als es der kapitalistische Markt vorschreibt. Unter dieser Auffassung kann selbst jemand als arm gelten, der nicht besitzt, was wir gar nicht zum Leben benötigen (Handy, Internet, etc.). Angesichts der herausragend hohen Suizidrate in der Schweiz könnte man aber durchaus damit argumentieren, die Menschen in der Schweiz seien psychisch oder sozial verarmt. Ebenso könnte man argumentieren, dass Entwicklung nicht bedeutet, sich mittels Technologie möglichst von unserem Lebensraum, der Natur, abzugrenzen, sondern sich in und mit ihr zu entwickeln. Auch suggeriert das Wort „Entwicklungsländer“, dass das kapitalistische System erstrebenswert und vollkommen sei und alle anderen Länder erst auf dem Weg dahin seien, dieses Ziel zu erreichen – Ein Ziel, bestehend aus Ausbeutung, Umweltzerstörung, Erschöpfung sämtlicher Ressourcen, vorgeformtem Alltag, Gier, ungerechter Güterverteilung, menschlicher Isolation und Doppelmoral.

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